Besondere Gastfreundschaft
Kleiner Bericht
„Wir sind immer wieder erstaunt, wie zielgerichtet sich Menschen unsere Her(r)bergskirche raussuchen!“
Es tut einfach gut, mal die Gesichter zu sehen! Am 01.04. trafen sich die Aktiven der HER(R)BERGSKIRCHEN zu einem gemeinsamen Austausch, über den Her(r)bergsbetrieb, aber auch für persönliche Vernetzung.
Neugierig bestaunten alle die neuste HER(R)BERGSKIRCHE in Hirschberg, der heutigen Gastgeberin des Treffens. Ganze drei Schlafmöglichkeiten hat man in der Hirschberger Kirche! Natürlich mit den charakteristisch blauen Samtvorhängen, die übrigens in Neustadt am Rennsteig genäht werden. Die Her(r)bergskirche hat so einige feine Details: eine ausgebaute Fensterbank im Aufgang der Empore, mit weichen Kissen ausgelegt und viel Freiraum zum Gedanken schweifen lassen. Im Eingang steht eine Bücher-Tauschbibliothek, die für Bewohnende und Gäste gleichermaßen zur Verfügung steht. Eines der Betten hat etwa an zwei Seiten Holzwände: „Wie in einem Kokon!“ erklärt Hannes Langguth.
Im Gemeinderaum geht es weiter – auch die anderen HER(R)BERGSKIRCHEN berichten kurz von ihrer aktuellen Lage. Im Laufe der letzten Jahre wurde in Tambach-Dietharz vorsichtig getestet, welche Form von Betrieb die beste Balance zwischen eigenem Berufsleben und Freude am ehrenamtlichen Gastgeben für die engagierten HER(R)BERGseltern bieten kann. War die HER(R)BERGSKIRCHE zunächst nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, wurde im letzten Jahr versucht, ob nicht auch die ganze Woche möglich sei. Das hat uns aber ganz schön überrollt, berichtet Frau Stritzel. Fast 58 Übernachtungsgäste kamen von Juli bis September, es hat beinahe täglich gewechselt und nur wenige blieben zwei Übernachtungen. Für diese Saison wollen sie die Buchungen so umgestalten, dass die Mindestübernachtung zwei Nächte sind, dafür aber die ganze Woche über Buchungen angenommen werden können.
Spechtsbrunn ist der Allrounder der HER(R)BERGSKIRCHEN – hier kann flexibel das eigene Bett an einem freigewählten Ort in der Kirche aufgestellt werden.
Mit einem funkelnden in den Augen berichtet Horst Brettel aus Neustadt am Rennsteig und schiebt entschuldigend vorneweg: „Verzeihen Sie, wenn ich manchmal bisschen euphorisch werde! Wir sind damals mit 15 Euro Übernachtungspreis gestartet, haben gesagt: Nehmt euch euren Schlafsack mit und haben uns gefragt, ob da überhaupt wer kommt!“ Diese Sorge wurde schnell widerlegt: Innerhalb von 2,5 Monaten haben mehr als 40 Gäste über Air BnB, beinahe überfallartig, ihre Betten in der HER(R)BERGSKIRCHE gebucht. Damit möglichst viele Menschen die Chance bekommen in Neustadt zu übernachten, ist hier die Übernachtungsdauer auf maximal drei Nächte begrenzt. Die Gäste sind dabei ganz vielfältig: jung wie alt, aus Deutschland, China, Litauen, Australien oder Argentinien. Die älteste HER(R)BERGSKIRCHE hat viele Abläufe schon perfektioniert: Ein Team aus sechs Aktiven empfängt die Gäste, die Bettwäsche ist bügelfrei und kommt direkt nach Abreise der Gäste in die Waschmaschine des Nachbarn. AirBnB, eine Plattform die stärker individuell-herzliche statt unpersönliche Aufenthalte anbietet, hilft oft, dass sich Gastgebende und Gäste niedrigschwellig begegnen: „Man duzt sich schnell! Die Leute sagen immer, sie fühlen sich hier sofort angenommen.“
Klar, am Anfang passieren auch mal Fehler, erzählen alle lachend. Aber so ist das eben: Hauptsache anfangen und der Rest ergibt sich mit der Erfahrung während der Saison. Manchmal schlägt auch schon mal die Glocke abends um 19:52 Uhr. Wundern tut sich da in den Dörfern niemand mehr: Da werden wohl wieder Gäste den Glocken- mit dem Lichtschalter verwechselt haben.