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In einer Kirchenecke liegen verschiedene Holzbretter, Stühle und ein Schriftzug, der aus blauen Holzbuchstaben besteht.

Netzwerkkirche Ellrich

Eine Kirche ohne Türme und eine Stadt mit bewegender Geschichte – Die Netzwerkkirche St. Johannis wird alte Narben heilen und neue Bande knüpfen. Mit der Rekonstruktion der Kirchtürme kommt der Wunsch nach einem neuen Mittelpunkt in der nordthüringischen Kleinstadt.


Die gezeichnete Kirche im Hintergrund ist schwarz/ weiß. Davor steht eine überdachte Bühne in grüner Farbe.
Deckengemälde mit einem Schaf in der Mitte.
Pfarrer Lenz vor einem Altar mit zwei Kerzen und Holzkreuz an der Wand.
Eine abstrakte Zeichnung der beiden Türme an der Kirche mit gelben Farbakzenten.

Während also das finanzielle Budget für die Wiedererrichtung der Kirchtürme wächst, schreiten die Ideen für den Innenraum in ihre nächste Phase. Nach den erfolgreichen Hörkreisen plant Jürgen Montalta zusammen mit dem Arbeitskreis für 2023 ein Festspielformat mit Ellrich als Bühnenbild und den Ellrichern als Akteuren. Die Vorbereitungen sollen im Inneren der Kirche stattfinden, in einer Art partizipatorischer Theaterwerkstatt. Der Werkstattcharakter soll in Zukunft beibehalten werden, damit sich an diesem Ort immer wieder kleinere und größere Gruppen treffen, miteinander kommunizieren und neue Ideen entwickeln können. Parallel dazu werden auf einer „Emotionskarte“ Punkte in Ellrich markiert, die besonders stark von der Geschichte und den Schicksalen des Ortes erzählen. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren werden interviewt, um ein umfassendes Gesamtbild der Ellricher Ereignisse zu erstellen. Alle Planungen zielen darauf ab, dass mit der Johannis-Kirche als neuem öffentlichen Zentrum Impulse in die Stadt gesendet werden, die ihre Einwohner mit dem Ort versöhnen.

Um auch den Innenraum der Kirche den neuen Bedürfnissen anzupassen, hat sich eine Workshopgruppe unter Leitung von Frauke Kliemannel zusammengefunden. Das Büro HK Architekten aus Nordhausen gewann den dazu durchgeführten Wettbewerb. Gemeinsam entwirft die Gruppe eine neue Möbellandschaft, die flexibel einsetzbar für verschiedene Veranstaltungen sein wird.

Die Freude war groß, als das Kuratorenboard des offenen Ideenaufrufs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen nur ein Jahr später die nunmehr entwickelte Idee einer Netzwerkkirche als Modellvorhaben auswählte und den Initiatoren ein Team engagierter Akteure zur Seite stellte. Im Zentrum stehen die EKM und die evangelische Kirchengemeinde der Stadt als Trägerinnen der Projektidee. Ihre Partnerinstitutionen sind die IBA Thüringen, die Stadt Ellrich, die Thüringer Staatkanzlei und das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Das Land Thüringen das Projektvorhaben, ebenso viele private und öffentliche Sponsoren, helfende Privatpersonen und Unternehmen.

Um das Ziel des äußerlichen und innerlichen Wiederaufbaus zu erreichen, wurden bereits viele Meilensteine gesetzt. Den Prozessauftakt machte eine Werkstattwoche des Studios ON/OFF - ein interdisziplinäres Designbüro aus Berlin. In intensiver Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde initiierte das internationale Team öffentliche Workshops mit dem Ziel, den Kirchraum in einer einwöchigen Versuchsanordnung als öffentlichen Treffpunkt, als Ort des Austauschs und als Raum für neue Ideen und Wünsche zu aktivieren. Der sogenannte „Gastgeberklub“ bot die Möglichkeit, den Ort in Form von Dinner-Partys sowie Film- und Diskussionsformaten zu erleben. Die Inspiration für den „Versuchsaufbau“ lieferten Ellrich und seine Umgebung. Die vielen Stühle der Kirche wurden so zusammengesetzt, dass sie eigene kleine Räume im Innenraum der Kirche schufen, die zum Reden einluden. Auf alten Ziegeln der Kirche wurden Pizzen vorbereitet, um sie anschließend vor dem Portal der Kirche in einem umfunktionierten Metallfass zu backen, das man auf der Wiese einer Metallbearbeitungsfirma gefunden hatte. Auch das Brennholz kam aus der Nachbarschaft. So entstand ein Mikro-Netzwerk, in dem alle voneinander profitierten und das die unterschiedlichsten Gruppen der Stadt wieder näher zusammenbrachte.

Alle bisherigen Bemühungen gipfelten 2019 in einem Event, das nicht nur 5000 Ellricher auf den Marktplatz vor der Kirche lockte, sondern sogar nationale Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein kleines Team von Ellrichern gewann in einer Fernsehshow der öffentlich-rechtlichen Sender 200.000 Euro für die Sanierung der Johanniskirche. Die ganze Stadt coachte und fieberte mit. Spätestens jetzt wurde den meisten Menschen bewusst, dass eine derartige Herausforderung nur mit kollektiver Anstrengung gemeistert werden kann.

In einer dunklen Ecke liegen die auseinandergebaute Kanzel und ein Fahrrad auf dem Boden.
Zeichnung der Kirche, aus deren Dach abstrakt ein großes Stück Pizza wächst. Vor der Kirche liegt eine große ganze Pizza mit roten Salamistücken.

ANSPRECHPARTNER*INNEN

Kirchgemeinde Ellrich
Pfarrer Jochen Lenz

Martin Bischoff (Vorsitzender Kirchbauverein und Gemeindemitglied)
info@johanniskirche-ellrich.de

smits + tandler (begleitende Planung)

HK Architekten (Möbellandschaft)

NEXT STEPS

2023

Start des kulturellen Programms

Installierung der Sitzwürfel


REVIEW 2022

01.12.2022 Feierliche Eröffnung der Netzwerkkirche um 10 Uhr

Workshoprunden zur Planung und Umsetzung der Möbellandschaft, parallel dazu Umsetzung der architektonischen Zielplanung des Innenraumes der Kirche

Gemeinsame Planung und Übergabe des Vorhabens „Wiederaufbau der Türme“ mit der Stadt Ellrich