4.000 evangelische Kirchen im Gebiet der EKM – 98% denkmalgeschützt
Kirchen sind identitätsstiftend und fast immer ortsbildprägend. Weniger als 4% der evangelischen Gläubigen in Deutschland gehören zur EKM - aber 20% aller Kirchengebäude stehen hier in Mitteldeutschland. Das ist die Herausforderung! Und obgleich sie einen unglaublichen bauhistorischen und kulturellen Schatz darstellen, sie in den letzten 30 Jahren mit viel Kraft, Engagement und Geld gepflegt und häufig vor dem endgültigen Verfall gerettet worden sind, steht es auf Dauer nicht gut um sie. Die Pflege und Wahrung von Pfarrhäusern, Gemeindehäusern und Kirchen wird angesichts einer abnehmenden Zahl an Kirchenmitgliedern für die Gemeinden immer belastender.
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland wurde 2014 mit der Initiative "Aufgabe - Abgabe - Wandel" als Kandidat der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen nominiert. In der Projektpartnerschaft stellen sie sich seither gemeinsam der Aufgabe, grundlegend über den Wandel von Kirche nachzudenken und die vielen nicht oder wenig genutzten Kirchen wieder mit Leben zu füllen.
Hierbei werden neue Wege gewagt, große und kleine Schritte gegangen, Perspektivwechsel werden erprobt, Scheitern ist erlaubt.
2016 riefen EKM und IBA Thüringen unter der kuratorischen Projektleitung des Büros für Szenografie chezweitz, Berlin, auf, Ideen für zukunftsfähige Quernutzungen zu finden. Gefördert wurde das Projekt unter anderem durch die Kulturstiftung des Bundes. Im Jahr des 500. Reformationsjubiläums 2017 kamen sage und schreibe an die 500 Ideen zusammen. Sieben Modellprojekte sind aus dem offenen Ideenaufruf hervorgegangen, die seitdem begleitet werden.
Was bedeutet eigentlich Quernutzung? Anders als bei Umnutzungen ist das Ziel die Gleichzeitigkeit von Liturgie und gemeinschaftlichen Bedürfnissen. In all diesen Projekten geht es immer um Kirchen als Häuser Gottes, aber eben auch um viel mehr: Es geht um die Zukunft der dörflichen Gemeinschaften und die Schnittstellen im Zusammenleben, darum, die Kirchen zu öffnen und neue (Be-)Nutzungen der Räume zu wagen. Und es geht auch darum, den Wert dieser Gebäude wieder ins Gedächtnis zu rufen, für deren Erhalt es sich zu engagieren lohnt.
In der sukzessiven Realisierung offenbart sich so langsam ein neuer Typus Kirche, ein hybrider Raum für religiöse und gemeinschaftliche Bedürfnisse. Dieser neue Typus Kirche ist vor allem aufgeschlossen. Aufgeschlossen im wörtlichen Sinn und offen für die Bedürfnisse und Themen der Menschen in den Orten, nicht nur der christlichen Gemeinde. Damit rücken Kirchen wieder mehr in den Blick, werden zu lebendigen Orten und können so auch für nachfolgende Generationen erhalten werden.
Keine leichte Aufgabe, kein Geheimrezept, keine Erfolgsgarantie – aber Chance auf Solidarität, Nachhaltigkeit und Spiritualität und damit Erhalt von Leben und Raum.
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ist, im wahrsten Sinne des Wortes gesprochen, steinreich! Einen Überblick über alle Kirchgebäude, Kapellen und Klöster der EKM und ihre Standorte findet ihr in der Kirchenlandkarte.